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AutorenbildAndre Schumacher

Namaste Nepal - Wandern und entschleunigen Himalaya-Gebirge

Nepal Tour vom 24.07. bis 22.08.2022

Andre – was hast Du nur getan! Ich habe es durchgezogen und schweren Herzens meine tolle Wohnung in Bensheim sowie meinen soliden Job gekündigt und somit die Entscheidung besiegelt, auf eine Langzeitreise zu gehen. Nun hieß es sich nach und nach intensiver mit dem bevorstehenden Abenteuer zu beschäftigen und so ging ich „geplant planlos“ an die Vorbereitungen. Erst in diesem Moment wurde mir immer mehr klar, was für ein gewagter Schritt eine Langzeitreise doch in Wirklichkeit ist. Es ist ja nicht mit einer Kündigung der Wohnung und dem Arbeitsvertrag getan. Nach dem Motto - einmal alles auf Anfang - schraubte ich mein Leben in Deutschland auf das Minimum herunter, kündigte fast alle Verträge und Abos, minimierte Versicherungen und versuchte meine monatlichen Fixkosten so gering wie nur möglich zu bekommen. Weiter ging es mit Beratungen und Terminen zu den Themen Gesundheits- und Impfschutz sowie Auslandsreiseversicherung für mindestens ein Jahr. Ich musste einen Reisepass beantragen und selbstverständlich mein erstes Reiseziel festlegen und damit verbunden einen bürokratischen Visumantrag stellen.



Die Zeit verging wie im Flug und nachdem ich dann endlich den ersten und wichtigsten Flug buchte, stand auch das Datum der Abreise fest. In diesem Moment wurde mir erstmals klar, dass es kein zurück mehr gibt - Zweifel und Gedankenspiele waren verboten - eine Weltreise, absolut verrückt!


Meinen letzten Monat in Deutschland verbrachte ich, wie in meinem ersten Blogbeitrag erwähnt, bei meiner Familie und meinen Freunde in der Heimat. Da ich die letzten drei Jahre im weit entfernten Südhessen lebte, genoss ich diese Zeit besonders. In den letzten Wochen der Planung ging es für mich nur noch um die Entscheidungen, was ich alles mit nach Asien nehmen würde und natürlich darf der wichtigste Reisebegleiter nicht fehlen - der passende Backpack.


Ein Thema habe ich bei alle den Vorbereitungen und Planung hingegen kaum bedacht – die Reiseroute. Natürlich habe ich mir einige wunderschöne Orte und traumhafte Ziele auf meine „bucket list“ geschrieben, aber eine wirklich geplante Route ist dabei nie entstanden. Heute, über fünf Monate später kann ich dazu nur sagen, eine feste Route für ein Jahr reisen vorab zu planen, ist kaum möglich. Die Freiheit, spontan zu entscheiden, wo es am nächsten Tag oder in der nächste Wochen hingeht, ist am Ende doch das Schönste beim Reisen.

Himalaya-Gebirge – ein Traum wird wahr

In meinen letzten Tagen im schönen Kolkata in Indien fällte ich die Entscheidung, dass mein nächstes Land Nepal werden wird. Ich freute mich nach einem Monat tropischer indischer Hitze, vielen Menschen und doch recht anstrengenden Reisetagen auf etwas sanftere Temperaturen und natürlich auf traumhafte Landschaften rund um die höchsten Berge der Welt. In Kolkata buchte ich somit ein weiteres Ticket für die indische Bahn in Richtung Grenze und plante die Fahrt mit zwei weiteren Bussen vom Grenzort Birgunj nach Kathmandu und sofort weiter in die Bergstadt Pokhara. In Birgunj angekommen, freute ich mich riesig auf meinen ersten Grenzübergang per Landweg und nach einigen kleinen Problemen im etwas eingestaubten Immigrantenoffice in Nepal war es geschafft. Welcome in Nepal! Der Grenzort war eher unspektakulär und überlaufen mit Einheimischen und Indern, die geschäftlich zwischen den Ländern pendelten. Im Nachgang wurde mir klar, dass nach einer langen Corona-Pause der Tourismus noch im Schlummer-Modus war. Entsprechend verrückt waren die Menschen vor Ort auf ein Selfie mit mir. Bereits in Indien wurde das parat stehen für Selfies ein neues Hobby von mir und so ließ ich die Anfragen und Fotoshootings brav über mich ergehen.


Nach einer schlaflosen Nacht im Bus von Birgunj nach Kathmundu habe ich auch einen ersten Eindruck von den berühmt berüchtigten Busfahrten in Nepal bekommen. Meinen zweistündigen Aufenthalt verbrachte ich lediglich mit Essen und versuchte, nicht beim Gehen einzuschlafen. Außerdem stellte ich bereits in Birgunj fest, dass im Vergleich zu Indien die Busse keine internationalen Aufschriften oder Hinweise haben und versuchte meinen Bus wie die Nadel im Heuhaufen auf dem riesigen Busbahnhof zu finden. Aber mit etwas Geduld und einem guten Zeitpolster war auch dieses Hindernis gemeistert. Eine ziemlich wilde und ab und an grenzwertige Busfahrt später war ich endlich in Pokhara angekommen. Knapp 50 Stunden und über 1000 Kilometer Landweg lagen hinter mir und somit war die erste Amtshandlung nach dem Check-In im Hostel – schlafen schlafen und noch mehr schlafen.

Im Paradies angekommen



Nach ausreichend Schlaf und bereit für neue Abenteuer erkundete ich die in einer Berggruppe liegende Stadt Pokhara. Schnell wurde mir klar, dass ich hier meinen ersten längeren Aufenthalt einlegen werde. Auf den ersten Blick wirkte Pokhara recht touristisch und rund um den traumhaften Phewa-See gab es eine lange Promenade mit Restaurants, Bars und Angeboten für Wassersport. Die ersten Tage nutze ich dementsprechend zum Ausspannen und besuchte natürlich auch die ein oder andere Party, lernte neue Leute kennen und lies mir ein neues Tattoo stehen. Der Ort hatte mich schnell in seinen Bann gezogen und ich fühlte mich nach wenigen Tagen erholt und entspannt.


Nachdem die Akkus aufgeladen waren standen auch endlich die ersten Wanderungen auf meinem Plan. Ich habe mich entschieden, lediglich kleine Tagestouren an verschiedenen Orten im Umfeld zu machen. Anfang August ist das Wetter in Nepal aufgrund der Regenzeit doch recht wechselhaft und schwer einzuschätzen.



Bereits meine erste Wanderung war ein echtes Highlight und zugleich eine körperliche Herausforderung für mich. Direkt an der Stadtgrenze ging es über kleine und oftmals wagemutige Wanderwege zur berühmten Statue of Lord Shiva. Auf dem gut fünf Stunden Weg, natürlich ausschließlich bergauf, wollte ich außerdem einen Stopp beim World Peace Pagoda, einem buddhistischen Tempel mit Blick auf Pokhara und die Berge, einlegen. Ich erwischte traumhaftes Wetter und genoss die absolute Ruhe auf der Tour. Am finalen Ziel angekommen, wartete eine unglaublich riesige Statur auf mich inklusive malerischen Ausblick. Ich traf neben den zahlreichen Touristen, die sich per Bus den Berg hoch fahren ließen, mehrere Einheimische, die mir den Tipp gaben, in Richtung See abzusteigen und von dort mit einem traditionellen nepalesischen Boot über den See zurück nach Pokhara zu fahren. Gesagt getan wanderte ich zum See, schnappte mir das erste Boot und bestaunte vom Wasser aus die unglaublichen Berge. In diesem Moment erwischte ich einen absolut wolkenfreien Blick auf den 8091 Meter hohen Annapurna Himal, der zu den höchsten Bergen der Welt zählt. Dieser Moment erinnerte mich an meinen Flug von Deutschland nach Indien, als sich die einzigartige Gelegenheit ergab, aus dem Flugzeug heraus einen freien Blick auf den Himalaya zu erhaschen.



In den Folgetagen mache ich noch zahlreiche kleine Wanderungen, über traumhafte kleine Berglandschaften mit Reisfeldern oder Bananenplantagen und lernte viele Einheimische kennen, die immer sehr offen für einen kleinen Smalltalk waren. Nach elf unvergesslichen Tagen hieß es dann, wie immer, Abschied nehmen und weiter geht die wilde Reise.



Die Königsstadt und der Reise-black-out


Von der traumhaften Bergstadt Pokhara führte mich mein Weg in die Königsstadt Bhaktapur. Der kleine und eher ruhige Ort gehört zu den vier ehemaligen Königsstädten in Nepal und verfügt über eine historische Altstadt mit zahlreichen alten Tempelanlagen und Häusern. Ich schlängelte mich bereits am Ankunftstag durch die engen Gassen der Stadt und erkundete den Ort gründlich. Für mich waren vor allem die alten und prächtigen Tempelanlagen ein echtes Erlebnis und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.


Die Folgetage waren hingegen nicht mehr zum Lachen. Aus den ursprünglich drei geplanten Übernachtungen wurden gezwungenermaßen sieben, da ich mir eine mächtige Erkältung eingefangen hatte. Isoliert in meinem Hotel-Einzelzimmer und gut versorgt von der Hausmutter lag ich fast eine Woche flach und sah außer meinem kleinen Zimmer und der Dachterrasse nichts mehr von der traumhaften Stadt. Am Ende gehört auch das zum Reisen dazu und ich war irgendwie froh, weit entfernt von der gewohnten guten ärztlichen Versorgung in Deutschland, an einem Ort mit absoluter Hilfsbereitschaft der Einheimischen gewesen zu sein. Ein kleines Highlight, was zugleich aber auch ein Schreckmoment war, gab es in meiner Krankenzeit dennoch. Benebelt von einer schlaflosen Nacht konnte ich es erst gar nicht einordnen, aber tatsächlich gab es nur wenige Kilometer von meinem Ort entfernt ein Erdbeben der Stärke 4,4. Für einige Sekunden dachte ich, ich träume und erkannte den Ernst der Lage erst, als das Hotel von den Besitzern geräumt wurde. In den vergangenen Jahren überkam Nepal zahlreiche schwere Erdbeben und deren Spuren waren auch in vielen Orten sichtbar. Der Schreck war nach wenigen Sekunden zum Glück vorbei und bis auf einen kleinen Schock ist nichts passiert.



Nach der Zwangspause im Bett entschied ich mich, weiter zu ziehen und den nächsten Ort zu erkunden. Mit dem Bus ging es von Bhaktapur nach Lalitpur, eine weiterer ehemalige Königsstadt am Stadtrand von Kathmandu. Nach einigen Busfahrten in Nepal hatte ich den Dreh mit dem Finden von Bushaltestellen raus und fand Freunde daran, die Landschaften bei den wackeligen Busfahrten zu bestaunen. In Nepal gibt es aufgrund der Berge kein Zugsystem und auch die Straßen sind oft nach tagelangem Regen kaum mehr als Straßen zu bezeichnen.


Familien-Gefühle in Lalitpur


In Lalitpur freute ich mich sehr darauf, mehr über die Geschichte von Nepal zu erfahren und auf kleine Wanderungen zu gehen, da die Stadt zwischen einer Bergkette und Kathmandu liegt. Bei der Wahl meiner Unterkunft ist mir dann ein Glücksgriff gelungen, da ich bei einer Familie im Gästezimmer unterkam. Bereits am ersten Abend hatte die jüngste Tochter der Familie ihren 7. Geburtstag und prompt war ich ein Teil der Familie, aß mit Oma und den Tanten Kuchen, trank selbst gebrannten Schnaps mit den lustigen Onkeln und sang mit der Familie traditionelle nepalesische Lieder. Wohl bemerkt, dass ich kein Wort der Landessprache spreche oder verstehe. Die Tage bei der Gastfamilie vergingen viel zu schnell, die unglaubliche Gastfreundschaft und das familiäre Gefühl, dass mir diese Familie gab, erinnerten mich sehr an meine Familie und beeindruckte mich enorm. Neben den tollen Momenten mit der Familie nutze ich die Tage zum Wandern und erkundete die Umgebung.


Nach einigen Tagen zog es mich dann weiter in Richtung Stadtzentrums von Kathmandu. Sichtlich emotional berührt und mit einer Träne im Auge verabschiedete ich mich von meinen neuen Freunden und schleppte mich in die Stadt Kathmandu.

Farbenfrohes Kathmandu


Ich hatte den Plan, Kathmandu ausgiebig zu erkunden und so verbrachte ich meine Zeit dort in zwei verschiedenen Hosteln. Zuerst ging es in ein Hostel eher am Stadtrand und später in den berühmten touristischen Stadtteil Thamel. Nach knapp drei Wochen im Land und vielen ländlichen Eindrücken freute ich mich sehr auf die wilde Hauptstadt von Nepal. Ich verbrachte meine Tage mit klassischen Sightseeing-Touren, erkundete die unzähligen Märkte mit ihren exotischen Waren, tastete mich mehr und mehr an die nepalesische Küche und den Street Food heran und was in Kathmandu nicht fehlen darf - eine oder mehrere Tempelbesichtigungen. So zogen die Tage an mir vorbei und ich sammelte jeden Tag neue und unbeschreibliche Eindrücke. Im Stadtteil Thamel befindet sich die alte historische Königsstadt mit ihren unglaublichen Tempelanlagen. Alleine in diesem Stadtteil brauchte ich mehrere Tage, um die Anlagen zu erkunden und wanderte stundenlang durch die engen Gassen und Straßen des Viertels. Immer wieder beobachtete ich kulturelle Andachten, Gebete und Zeremonien. Eine Sache ist aber noch heute tief in meinem Gedächtnis verankert – die unfassbare Farbenvielfalt, die mich in dieser Stadt an jeder Ecke erwartete. Es ist schwer zu beschreiben, aber Kathmandu ist eigentlich eine eher staubige und unruhige Stadt dessen Zauber einzig und alleine von der Farbenvielfalt lebt. Frauen mit knallig bunten langen Kleidern, Malereien an den Häusern und Tempeln gehörten zum Stadtbild. Aber das wichtigste Elemente, egal ob in der Hauptstadt oder im ganzen Land sind die buddhistischen Gebetsfahnen mit ihren fünf Wimpeln – die gesamte Mischung macht am Ende die Stadt und das Land einzigartig.



"Kein Visum - kein Flug!"

Und wie alles endete dann auch meine Zeit im wunderschönen Nepal. Nach einem Monat in Indien und einem Monat in Neapl stieg die Vorfreude auf die klassischen Reiseziele in Südostasien und so beschloss ich, dass es weiter nach Vietnam gehen soll. Ich buchte einen Flug von Kathmandu nach Hanoi, der einen mehrstündigen Aufenthalt in Kolkata beinhaltete. Nach intensiver Recherche sollte dieser aber eigentlich kein Problem werden, da ich lediglich einen Transit in Indien hatte - also einen Aufenthalt mit direktem Weiterflug.


Aufgeregt, aber auch etwas emotional, dass meine Zeit in Nepal zu Ende war, machte ich mich auf den Weg zum Airport. Am Airport angekommen dann der Schock - kein Visum kein Flug - hieß es für mich und zwei andere Reisende, die ebenfalls nach Hanoi fliegen wollten. Es half nichts und es gab nur eine Lösung - die Flüge kurzfristig stornieren und einen neuen Plan überlegen. Enttäuscht und etwas überfordert machte ich mich, gemeinsam mit den anderen Reisenden, auf den Weg zurück in die Stadt. Mehr oder weniger notgedrungen verlängerte sich mein Aufenthalt um zwei Nächte. Die Folgetage verbrachte ich mit Bürokratie – neue Flüge buchen, Visum für Indien beantragen und dem Geld der stornieren Flüge hinterher rennen. Alles unter dem Druck, dass mein Visum für Nepal in zwei Tagen ablaufen und dann das nächste Problem vor der Tür stehen würde.


Nach zwei eher unruhigen Tagen gelang mir dann aber eine gute Lösung, die mich am Ende zwar ein wenig mehr Geld gekostet hat als gewünscht, aber aus dieser Erfahrung habe ich wichtige Erkenntnisse für die weiteren Monate des Reisens gewonnen. Wie ursprünglich geplant, schaffte ich dann den Sprung von Nepal über Indien nach Vietnam problemlos.

Mein Fazit:


Nepal ist ein Muss für jeden wanderlustigen Abenteurer! Das steht fest. Ich habe meine Zeit in Nepal sehr genossen und bewusst lediglich kleine Wanderungen gemacht. Außerdem habe ich mich für eine kürzere Strecke mit weniger Orten entschieden, um das Land wirklich intensiv und entschleunigt zu bereisen. Ich hatte über weite Strecken annehmliches Wetter und wohl einen guten Übergangszeitpunkt von der Regenzeit in die Trockenzeit erwischt. Dennoch ist Ende Juli, Anfang August nicht die hundert Prozent beste Reisezeit für Nepal. Wer längere und mehrtägige Wandertouren machen möchte, sollte dies auf jeden Fall beachten. Das erste Mal auf meiner zu diesem Zeitpunkt noch jungen Reise schaffte ich es mich zu entspannen und konnte die Eindrücke besser aufnehmen und verarbeiten. Nepal mit seinen traumhaften Landschaften, unglaublichen Bergen und freundlichen Menschen bietet ein Abenteuer auf eine besondere Art und Weise.



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